Der Countdown läuft

Sooo Flüge und Züge sind gebucht.. nicht mehr lang und es geht los zu meiner ersten längeren Rucksacktour! Zelt und Schlafsetup sind mehrfach getestet, die 20 Kilo aufm Rücken 2 Tage lang Probe getragen.
Ich bin aufgeregt und kanns kaum erwarten zu erfahren wie ich die drei Wochen erleben werde, 360 km sind ja nochmal eine Hausnummer mehr als die 170 letztes Jahr auf dem Rennsteig und jeden Tag Gaststätte und Pension wirds auch nicht geben^^

Nicht mehr lange!

Nur noch ein Paar Tage , dann steh ich schon im schwedischen Fjäll. Mittlerweile ist auch der Rucksack fertig gepackt, ca 25 Kilo aufm Rücken, davon 6,5Kg Essen und 1,5Kg Wasser, puh.. das wird besonders am Anfang schwer! Ansonsten denk ich das ich mit 17 Kilo Basisgewicht auf dem Rücken (und 2,5 Kilo Fotokrams vor der Brust) für eine weitestgehend autarke Tour nicht zu weit daneben liege!
Nun Gut, bis die Tage 😉

Ist das ein guter Start?

Tag 0, Sonnabend der 13. August
Trondheim, endlich in Trondheim.. nach einer gefühlten Weltreise und viel zu wenig schlaf muss ich nur noch meinen Rucksack vom Gepäckband schnappen und nen stilles Plätzchen für das Zelt suchen.. dann kann ich endlich schlafen.
Landeanflug
Doch was ist das? 5 Minuten warten, dann 10 und irgendwann die Gewissheit, Mein Rucksack ist nicht hier, entsetzen, hilfloses entsetzen macht sich breit. Was soll ich nur tun? Die Dame am Schalter bleibt relaxed, ach ihr Rucksack ist in Olso, den hätten sie abholen müssen und neu aufgeben!
Realy? are you kidding me?
Gepäckband of doom
Genau danach hatte ich sowohl in Berlin als auch in Oslo gefragt.. und beide Norwegian Airlines Mitarbeiter haben gesagt das ich genau das nicht machen brauch! Aber okay.. neben der Tatsache das ich mich entschließe jedem den ich kenne einen Flug mit Norwegian auszureden, muss ich schauen was ich jetzt mache.
Im Flughafenhotel gehen die Zimmerpreise bei ~150€ los, das is mir zu Teuer, also wirds wohl eine ungemütliche Nacht im Flughafen, Klasse! Immerhin soll mein Rucksack morgen 12:35 mit dem Nächsten Flug hergebracht werden, sagt die Frau am Schalter, naja wir werden sehen..
Okay da sitz ich also am Flughafen rum und überleg noch warum grade mir das passiert, da spricht mich ein junger Mann an ob ich auch auf den Zug warten würde, er auch und es wäre tierisch langweilig!
Ich schildere ihm also meine Situation, und wir reden noch eine weile, kurz bevor er los muss, fragt er mich ob ich denn nicht bei ihm schlafen wöllte, er (Olaf, wie ich mittlerweile erfahren habe) und seine Frau Anette haben eine kleine Rinderfarm ein, zwei Orte weiter, da ist Platz und seine Mutter sei grad zu Besuch, sie fährt morgen Heim und könnte mich zum Flughafen mitnehmen.
Ich denk nicht lange nach, und willige ein, kein Wunder bei den Aussichten hier.. Im Zug merke ich dann schnell das ein, zwei Orte weiter, ne ziemlich lange strecke sein können, doch nach 2h Fahrt (!) sind wir an Olafs Farm, dann ist erstmal großer Trubel die Kinder und die Eltern haben sich mehrere Tage nicht gesehen, aber gegen Mitternacht lieg ich in einem einfachen warmen Bett, sehr schön!
Die Farm

Olaf (thanks a lot for your help and the nice stay!)
Morgen werde ich mit dem Bus zurück müssen, da Olafs Mutter schon in der Nacht nach Hause fahren möchte, aber das ist okay Hauptsache ein Bett und nicht die Flughafen Couch!
Grüße Bresh!!

Patsch

Tag 1, Sonntag der 14. August
*gähn* was Bimmelt denn hier so laut? Und überhaupt, was is das für ein Zimmer? Mmh.. ahja.. ich bin ja bei Olav (der übrigens mit “v” geschrieben, und “Ulf” gesprochen wird) und er hat wohl seine Kühe wieder, die Bimmeln ein, zwei Meter vor meinem Fenster mit ihren Kuhglocken rum.
Okay kurz die Uhr gecheckt, es ist viertel 9, und dann angezogen, das Bett abgezogen und hoch in die Wohnung. Dort Treff ich Olaf beim Frühstück und geselle mich zu ihm. Wir quatschen ne weile über Gott und die Welt sind uns in vielen Dingen sehr einig und die Zeit verfliegt.
Dann ist es soweit, der Abschied naht und auf gehts zur Bushaltestelle, praktischerweise direkt vor dem Hof. Nach über 2h bin ich wieder am Flughafen, ist ja auch nur “ein, zwei” Orte weiter..
Stimmt nicht, es waren 5! Wobei hier in der Gegend die Orte mehr aus dem Platz zwischen den Häusern bestehen als aus Gebäuden^^ Aber schnuckelig sehn die Norwegischen Häuser schon aus.. vielleicht brauch ich mal nen neuen Schuppen oder nen Klohäusel im Garten.. dann bau ich das im Norwegischen Stil!
Aber ich schweife ab, Ich bin also im Flughafen, Lufthavn sagen die hier übrigens, und 20 min später kommt der Flieger in dem mein Rucksack sein soll, super! Da kanns ja los gehen!
Pustekuchen!!!
Ja richtig gelesen.. nix mit Rucksack, und am Infoschalter lange Gesichter, der sollte laut Computer in dieser Maschine sein!
Isser aber ni!
Also warte  auf den nächsten Flieger der bringts dann gaaanz sicher, wirklich! Und tatsächlich nach weiteren anderndhalb Stunden hab ich mein Zeug tatsächlich in Händen Super, dann umpacken und los.
Rucksack is da!
Man is der Rucksack schwer, der Weg is die Hölle!
Hehe.. nene is nicht so Schlimm.. der Weg ist auch nicht die Hölle sondern das Ziel!
Wieder bissi warten und mit nem Kanadischem Paar aus Sasketschewan (schreibt man das so? Lustiger Name btw) schnacken, dann gehts weiter.
Der nette Schaffner akzeptiert auch mein hinfälliges Ticket welches heut morgen gültig war, läuft!
So, die Zugfahrt war nur halbspannend, immerhin gabs Wlan, aber sie brachte mich nach Schweden!
Hier bin ich also, willkommen in Storlien. Gut.. isn Wintersportort, und wir haben Sommer änlich traurig und leer siehts aus, aber der Supermarkt hat Sonntag offen! 
und da es schon recht spät ist, bekomm ich zweifel ob ich noch Gas bekomme in Storvallen im Shop.. also rein in den Supermarkt und Kaltes Abendbrot kaufen, Salami, Apfel, Schoki, und das allerwichtigste, eine Dose Bier! Auch hier mit Pfand, aber die eine Krone juckt mich ni, jaja ich weis.. ich find schon nen Mülleimer^^
Dann gehts nochmal 3-4 km an ner Straße lang bis zur STF Hütte Storvallen, der Startpunkt des Südlichen Kungsleden, also hin da, der Shop hatte zu, wie ich dachte, also heute nich Warmes und morgen früh auch nicht, aber nach Blåhammaren isses zu weit sind nur noch ca. 3h Tageslicht.
So der nächste Abschnitt ist ein Tip an alle die nach mir diesen Weg gehen wollen, auch wenn der Kungsleden ab der STF Hütte, dem Vandrarhem Ausgeschildert ist.. geht die Straße bis zur nächsten Kreuzung und dann rechts ab.. hinter Hütte beginnt der Winterweg, und der ist im Sommer ein Matschparadies ohne Bohlenwege.. der reinste Sumpf. Das war sehr anstrengend bis zum Sommerweg, ab da gabs dann meist Bohlen.. und ich meine nicht den Dieter, obwohl der sicher auch nicht anders klingt wenn man auf ihm langläuft 😉 

Die erste hervorragende Aussicht
Langsam wirds Zeit nach nach nem Zeltplatz zu schauen, die Dämmerung naht, und während ich so schauhe merke ich das es wieder besonders sumpfig wird, ich sinke mit jedem Schritt mehr ein, und
PATSCH
ich lass mich nach vorne Fallen, nachdem ich beim letzten Schritt bis übers Knie eingesunken bin, nicht das ich hier im Sumpf versinke bis zur Brust und dann nen Wolf an mir sein Revier markiert..
Der Nachteil ist, ich bin jetzt wirklich Nass. Besonders ärgerlich, keine 5 Minuten später kommt der Perfekte Zeltplatz, mit kleinem See und Wasserfall! (Da mach ich Morgen noch Fotos von) 
Das is doch mal nen Zeltplatz!

Nass

Wäsche aufhängen!
Also raus aus den nassen Sachen und rein in den Trockenen Martini!
(In ermangelung von Martini bin ich ins Zelt, und hab Bier getrunken!)
Noch Tagebuch schreiben und dann Knöppe zu!
Bis morgen euer Bresh

So much Rain-deer! haha

Tag 2, Montag der 15. August
Heute bin ich zeitig munter, okay bin ja auch gestern ni soo spät zu Sack gegangen, ich liege also noch bissi rum und versuch noch mal einzuschlafen.. gelingt mir nicht.
Naja dann halt aufgestanden und aufgeräumt, eingepackt und los.
Schön isses hier ja! und früh um 7 is auch niemand unterwegs!
Ich geh also so meines Weges, als mir auffällt das der Weg immer mehr zum Wildwechsel wird und dann ganz endet, was nun? Zurück gehen will ich nicht, da fällt mir ein Gipfelbuch etwas abseits auf und entscheide dieses mitzunehmen, also im übertragenen Sinn, es ist übrigen das vom “Finnvallklumpen” kaum hab ich mich eingetragen sehe ich meine ersten Rentiere, mit gezückter Kamera verfolge ich sie, bekomm aber kein gutes Bild hin. Dafür aber, steh ich nun mitten im Sumpf!
Ich kann zwar die Winterwegmarkierungen in der Entfernung sehen, Winter- und Sommerweg verlaufen hier dichtebei, aber der folgende Ritt ist anstrengend und kostet mich ne Stunde.. immerhin lerne ich dabei das mir mein Missgeschick von gestern mit Stöckern nicht passiert wäre, denn man kann sich mit denen wunderbar vorantasten und die Bodenbeschaffenheit überprüfen.
Weiterhin lerne ich zu erkennen wo es besonders Schlimm ist, immer wenn die Landschaft Bretteben ist, bin ich entweder bei meiner Schwägerin in Schleswig-Holstein, oder aber im Sumpf! Diese Ebenen hier scheinen Wasserflächen zu sein die mit dickeren Moosschichten und Gräsern bewachsen sind. Gras ist ein Indikator für Tragfähigen Untergrund, sowie auch Stellen mit ~30cm Moosschicht tragen mich und mein Gepäck zuverlässig, ich darf nur nicht zu lange stehen bleiben! 
Alles auf einem Bild.. Rentiere und Sumpf!
Wie dem auch sei.. irgendwann bin ich aus dem Irrgarten raus und wieder auf dem richtigen Weg, und Frühstücke erstmal.
Kurz vor einem Rentierzaungatter seh ich wieder Rentiere, diesmal mit Fotoerfolg!
Formatfüllend getroffen
Wozu der Zaun dient hab ich übrigens nicht verstanden, es gibt Rentiere auf beiden Seiten (die werden von den ansässigen Sami, oder auch Samen *kicher*, halb wild gehalten) dann gehts recht flott hinab zum Enan (Fluss) mit seiner großen Brücke (hab ich leider nicht fotografiert).
Anschließend verlass ich den Wald und die nächsten 6km werden richtig anstrengend! 450-500hm nur rauf! Auf der hälfte der Strecke treff ich heute zum ersten mal Leute.. die Arme Frau, so um die mitte dreißig hat offenbar nicht damit gerechnet das ausgerechnet jetzt jemand hier langläuft, ihr Begleiter kann sich ein grinsen nicht verkneifen, ich tu so als hätt ichs ni bemerkt^^ Wir unterhalten uns kurz und weiter gehts.
Unglaublich anstrengend is das hier, immer aufwärts mit schwerem Gepäck, ich Schwitze wie nen Walach, und es zieht nen Wind auf, frisch wirds auch, das sind doch super Zutaten für ne Erkältung! Also weiter, jede Möglichkeit einer windgeschützten Pause wird genutzt, ich seh wieder Rentiere, diesmal mit Jungtieren, einen Vogel den ich nich kenne und dann bin ich endlich oben, auf über 1100m, puh erst mal rein in die Bude (STF Blåhamaren) und aufwärmen!

Na? Was bist du wohl für einer?
Bei Tee (ja mir Weichei war zu kalt für Bier, auch wenns President hieß, aber das hole ich iwann nach) und free Wifi sitz ich ne ganze Weile rum, lass die Füße Trocken, und gugg so vor mich hin, aber just als ich los will, Zieht sichs zu. Was soll das denn? Sicht bei unter 100 bis 50 Meter manoman.. also warte ich noch bissi, dann fängts noch an zu regnen, Fuck! Mh.. bleib ich hier? Sieht gemütlich aus, und ne Sauna gibts auch! Aber nein nicht am ersten Tag, das werde ich aber in ner andren Hütte sicherlich nachholen!
Richtig gutes Wetter!
Also los, kaum hat der Regen aufgehört und die Sicht sich etwas verbessert zieh ich wieder los, neben mir wieder Raintiere, haha Wortwitz, und ne halbe Stunde weiter stell ichs Zelt auf, reicht für heute!
Der Platz is bissi abschüssig aber geht schon, und Wasser hats es auch! Kaum steht das Zelt fängts wieder an zu regnen, gutes Timing! Heute is also zeitig Schluss, und erstmal wirdn heiser Tee gekocht, gleich nen halber Liter, immer rein damit!
Da der Wind auffrischt, muss ich das Zelt dann leider doch noch richtig abspannen und nochmal raus in den Regen aber was solls..
Mitterweile isses nicht mehr ganz so ungemütlich, also alles gut, Bald gibts Abendbrot!
Gruß Bresh

Licht und Schatten

Tag 3, Dienstag der 16. August
Die Nacht war wirklich unschön! Regen, extra Brise Wind, damit verbunden, bei Regen Nachts rausmüssen und das Zelt komplett abspannen. Brauchts eigentlich nicht aber das geflatter nervt. Und dann kommt auch noch nen Rentier und ruft, und Schnuppert als wenns neben mir stünde, wenn ich gugge seh ich aber nichts..
Ich werd bestimmt 4 mal wach die Nacht und entsprechend fühle ich mich morgens.. das Wetter is immernoch bescheiden, doch immerhin regnet es nicht, also erstmal Frühstück, mh lecker Cappucino! das Müsli ess ich nicht auf, schwerer Fehler, das Kaloriendefizit hol ich den ganzen Tag nicht mehr auf, ich werde demnächst nur mit Cappucino und nem Riegel starten, und mit dem Frühstück warten bis Hunger da ist.
Da fang ich also grad an zu packen und das Zelt abzubauen, da fängts wieder an zu Nieseln, son Mist, liegt doch alles grad draußen.. also schnell einpacken. Das Zelt ist wirklich sehr nass nach der Nacht und hat bestimmt nen extra Pfund Gewicht!
Der Weg ist dann dem Wetter entsprechend, nicht unbedingt schlammig, sondern eher wirklich nass und schlammig! Dann gibts eben weiterhin nasse Füße, bisher macht denen das nichts aus, wollen wir hoffen das dass so bleibt!
Nach einer Weile erreiche ich die Rasthütte Enkälen, dort mach ich länger Rast, um meine Socken und Füße trocken zu bekommen, der Regen hat nämlich aufgehört und die Sonne kommt raus! Ich quatsche noch etwas mit ein paar Schweden, und nach insgesamt einer Stunde Pause schreib ich mich ins Hüttenbuch ein und gehe weiter.
Das Wetter ist mittlerweile auch wirklich gut, und meine Laune steigt, selbst als ich merke das ich meine Gamaschen verloren habe, die am Rucksack zum trockenen hingen und ich zurück muss um sie wieder zu holen, tut das der Stimmung keinen Abbruch. Ich trällere jede menge schöner Lieder vor mich hin (allesamt selbst vertextet), bis ich an einem gemütlichen Fluss ankomme der laut meiner Karte keinen Namen aber eine Brücke hat!
Hier leg ich eine weitere Rast ein, meine Schuhe beginnen zu Trocknen, was ich mit trockenen Socken feier, so will ich die Feuchte von in dem Schuh herauslaufen. Außerdem spüle ich in dem Fluss meine andren Socken und meine Unterwäsche durch. Ist das eigentlich Umweltverschmutzung? Auch wenn man kein Waschmittel verwendet.. Es sind und bleiben Socken, und Zwar volgeschwitzte!
Ein Helikopter schwirt auch drüber, zur STF Sylarna Fjällstation, bestimmt ein Versorgungsflug. Alles was man in den Stationen hier kaufen kann oder was sonst gebraucht wird, wird im Sommer mit Helikoptern gebracht.
Das erklärt auch den Preis von 40 SEK (Schwedische Kronen) für die Büchse, eine Stunde später als ich oben bin. Aber es schmeckt trotzdem und nen Eis is auch drin! 

da hab ich mir das hier verdient!
Außerdem gibts die Lösung meines Haarproblems (beim wandern nerven mich meine Haare sehr!), ein Buff mit STF Logo!
Wieder warte ich auf trockene Socken und da ich mich ganz gut fühle geh ich weiter, der anschließende Weg um den “Herrklumpen” ist sehr verblockt und erfordert volle konzentration, oben wirds wieder etwas sumpfig, aber dann kann ich schon mein Ziel, einen Namenlosen See, sehen!
Doch was ist denn da los? Da fljegt man eintausend Kilometer durch die gegend.. und will mitten in der Walachei zelten und dann is der Zeltplatz besetzt..
besetzt
okay sieht so aus als wären dort viele annehmbaren Plätze, aber ich will dem jungen Mann da nicht zu sehr auf die Pelle rücken und finde nen Platz etwas weiter am See.
Schön ists hier!
Zeltaussicht!
mit neuem Buff!

Also Zelt aufstellen, Essen machen, und Tagebuch schreiben. Währenddessen ist die Sonne hinter dem Berg verschwunden und mit einem Mal gehts von 19 auf 11 Grad runter uha! Das schreit nach nem heisen Tee!
Gruß Bresh

Der erste Abschnitt ist geschafft!

Tag 4, Mittwoch der 17. August
Der Tag begann heute mit einer mindestens genauso beeindruckenden Aussicht, wie am Ende des gestrigen. 
Auch wenn es zu Beginn echt kalt war! Aber ich bin einfach tiefer in meinen Schlafsack gekrochen.. dann ging es echt gut! Nur bedeutet die kalte Luft und das (relativ) warme Zelt auch viel Kondensation, mein Zelt war außen nass! Also so richtig.. Ich habe es notdürftig abgewischt und eingepackt. Dann ging es ersteinmal los, die nächste, und heute einzige Hütte, kommt bei Kilometer 6, so ca. Dort will ich richtig Frühstücken.
Auf dem Weg dorthin verschlägt mir die unglaubliche Leere hier immer wieder die Sprache und das Wetter ist auch toll!
Der Weg zieht sich ganz schön, aber bald komm ich an die Hütte, dort mach ich wieder einmal meine Socken trocken und Frühstück gibt es auch.
Nach ungefähr einer Stunde geht es dann weiter, sind noch elf Kilometer und es ist grade mal um elf.. das klingt nach einem Zeitigen Feierabend!
Wackelbrücke

Blick zurück
Auch hier beeindruckt mich die Landschaft wieder, es gibt eine Wackelbrücke (samt Video) und noch eine weitere Brücke und unglaublich viele Fliegen oder sowas in der Art.
Aber auch wenn ich ganz schön aus der Puste komme, und noch eine kleine Pause einlege, erreiche ich die STF Helags Fjällstation vor um drei! Der Helags ist der Namensgebende Berg und sein Gletscher der südlichste Schwedens.
Zeltplatz, man beachte die Wäscheleine

Ursprünglich wollte ich hier nen halben Ruhetag machen und den Helags erklimmen, aber das sieht mir zu heftig aus, ich bin kein Bergsteiger! Abgesehen davon kann ich so den verlorenen Tag vom Anfang ausgleichen, so werd ichs machen!
Ich werde also morgen direkt weitergehen, is ja fast wie nen Ruhetag wenn man um drei da ist..
Jetzt also Zelt aufbauen, mach ich direkt an der Station, kostet 100 SEK und dafür kann ich Duschen, Wäsche waschen, und saunieren wär auch drin, die Sauna spar ich mir aber der Rest wird erledigt und meinen Müll werde ich auch los. Klasse!
Nun sitze ich frisch geduscht Salami mümmelnd und Cola trinkend in der Station und warte das die Powerbank und das Handy vollgeladen sind^^
Und während ich so warte wird hier nen Buffet aufgebaut, wenn das kein Zeichen ist.. heute gibt es kein Tütenessen, und ich bin 335SEK ärmer exkl. Bier.
Achso.. irgendwann heute muss ich mein Stofftaschentuch verloren haben, Gott habe es selig, oder schenke ihm einen Finder!
Grüße euer zufriedener Bresh

Nachtrag:
Das Buffet, war Elchscheiben mit Grillkartoffeln und Pilzsahnesoße, als Nachtisch gabs schwere Schokoküchlein. Alles in allem sehr Lecker, auch wenn ein 0,33er Bier mal eben 85 SEK kostet (ca 9€)^^

Puh!

Tag 5, Donnerstag der 18. August
Mh ob das irgendwann mal was wird mit dem durchschlafen? Auch diese Nacht bin ich wieder mehrmals wach geworden.. mal isses zu warm, mal zu kalt, und mal hab ich was gehört. Schlimm sowas! Wobei, bei über 15°C Temperaturschwankung im Zelt isses auch schwer nen Optimum zu finden.
Naja.. is also Zeit zum aufstehen, und das tu ich auch, erstmal Cappucino reingeschüttet, und dann in den Beautysalon, Morgenhygiene mal nicht an nem See!
Dann gibts noch ne Große Gaskartusche in der Station für mich, und schon kann ich mein Lager abbrechen. Hier und da wird noch bissi Zeit vertrödelt, und gegen neun gehts los, vorerst in allen Sachen die ich habe, so kühl und windig isses, sogar die Handschuhe zieh ich an!
frisch isses
Geht erstmal gut bergan, über nen Rentierzaun, zum höchsten Punkt des Kungsleden, gibt aber kein Schild oder sowas, also raus aus dem frischen Wind.
Vor mir öffnet sich auch schon ein weites welliges Tal, mit herrlichen Fernsichten, die Wolken ziehen auch ein wenig höher so das, bis auf die Berge, alles gut zu sehen ist, die Sicht reicht je nach Gelände bis zu 20km und mehr und nirgends ein Zeichen von menschlicher Einwirkung bis auf den Pfad vor mir.

das Wetter bessert sich
Ich bleibe sehr oft stehen zum Fotografieren, durchwate 2 Flüsschen und dann kommt der Anstieg zur STF Fälltjägarstugan, die Stugans sind die kleinen Geschwister der Fjällstationen, meist nur 2 oder 3 Gebäude (inkl. Klohaus) und ein Stugvärd wohnt da, es wechseln sich Freiwillige immer für ein paar Wochen ab. Die aktuelle Stugvärden heist Kristina, und kommt aus der Region, und empfängt mich direkt mit einer kostenlosen Limonade, super Service in dieser einsamen Landschaft!
Wir unterhalten uns 20 Minuten, dann probier ich die Plumpsklos aus und koche anschließend Wasser für Asianudeln, irgendwie kann ich kein Müsli sehen.. ich weiß auch nicht wieso! 
hier gabs Mittag
Naja zu den Nudeln hab ich mir ne Dose Cola gegönnt! Dann verarzte ich meine erste kleine Blase an der Zehenspitze der linken Zeigezehe. Ich verstehs nicht.. kaum sind die Schuhe trocken bekomme ich ne Blase, und das an ner Stelle wo wahrscheinlich noch nie ein Mensch ne Blase bekommen hat..
Aber egal weiter gehts. nach nichteinmal einem Kilometer seh ich meine ersten Elche! 2 Stück, ein Männlein und ein Weiblein, der Wind steht günstig, sie können mich nicht wittern, schauen aber in meine Richtung. Also schnell das Tele auf die Kamera, und ab damit, das hätte ich im Kasten.
två Älk
Sowie ich weiterlaufe, rennen die Elche weg. Na da hab ich aber Glück gehabt!
Bald steht die Durchwatung des Mittån an, wo ich länger nach einer geeigneten Stelle suchen muss, aber auch hier brauch ich nur Stöcker und kann die Schuhe an lassen, bisher hat ich auch bei den Wasserständen Glück das ich immer mit Stiefeln auf Steinen über Flüsse und Bäche komme, wenn es keine Brücke gibt.
Bis zur nächsten Hütte ist es nun auch nicht mehr weit, und kaum angekommen empfängt mich ein junges Pärchen aus Östersund, ich mach meine obligatorische Fußlüftepause (einmal pro Std, Socken lüften!) und entscheide das nach 20 Kilometern noch nicht Schluss ist, ich will heute noch zum Ljusnan absteigen, im Tal wird es weniger windig sein, und dort sind super Plätze für die Zelte laut Kristina.
Abgesehen davon soll das Wetter morgen weniger gut werden, und jeder Kilometer den ich da heute mache, spar ich mir morgen 😉
In den folgenden 1,5 Stunden fliege ich förmlich 6 Kilometer Strecke und 300 Höhenmeter weiter, auch vorbei an einem hübschen Wasserfall.
wo es dort bloß hingeht?

das sieht man hier^^
Und dann ist es geschafft, An der Brücke über den Ljusnan, ist die Rasthütte Klinken, mit ner netten Wiese davor!
Mein bisher bester Zeltplatz.
Noch bevor das Zelt steht gehts zum Fluss, erfrischen, dann Abendbrot.
Heute gefriergetrocknete Kost, nach 26 Kilometern hab ich mir mein Rindfleisch Stroganoff mit Reis wirklich verdient!

Bis morgen, euer Bresh, der jetzt 99 Kilometer aufm Tacho hat!

Wieviel Wasser passt in einen Stiefel?

Tag 6, Freitag der 19. August
Die Wiese an der Ljusnanbrücke war wirklich schön zum zelten, aber auch hier hab ich nicht durchgeschlafen.. Ich weiß noch nicht woran es liegt, aber ich hab ja noch ne weile Zeit das rauszufinden 😉 Zumindest wars nie Unter 10 Grad wenn ich wach war^^
Naja irgendwann wars aber Zeit zum aufstehen, und das hab ich dann auch getan. Dann hab ich erstmal mein ganzes Geraffel in die Windschutz Hütte gestapelt, und wieder lecker Kekse mit Cappucino gefrühstückt, nebenbei hab ich alles gepackt, so dass ich halb neun los kam. Soll ja nicht so dolle werden das Wetter heute, zum glück sinds auch nur 16 Kilometer. Dann mal los, es ist schon ziemlich bedeckt!
Erst muss ich wieder raus aus dem Tal, also heißt es Höhe machen.. und kaum bin ich über der Baumgrenze beginnt es zu Regnen.. nicht doll aber der Pfad ist jetzt Nass und die Sicht bei teilweise nur noch knapp über 50 m (soweit stehen die Winterwegmarkierungen auseinander).
Immerhin funktioniert der Poncho wirklich gut, er wird zwar klamm an der Innenseite, aber man kann gut laufen ohne viel mehr zu schwitzen als wenn man keinen Regenschutz hätte.
Je länger der Regen dauert umso mehr wandelt sich der Pfad in einen Bach, toll.. Die Schuhe sind nun wieder wirklich nass!
Durch dieses Paradies, welches jedes Wandererherz zum stehen bleiben veranlasst, öhm, höher schlagen lässt wollt ich schreiben, laufe ich noch ne ganze Weile weiter. Bei ungefähr der Hälfte des heutigen Weges kommt die Långebrostugan, die aber nur eine unbewirtschaftete Schutzhütte ist, die echte Stugan, bzw deren Ruine steht unweit der Brücke, warum sie aufgegeben wurde kann ich nicht erkennen, abgebrannt scheint sie aber nich zu sein.
Also erst mal rein in die Schutzhütte alles Nasse aufgehangen, und den Gaskocher an für ne Nudelsuppe, und warmen Tee!
Wirklich trocken wird hier drinnen nix, und besser wird das Wetter auch nur bedingt (die Sicht ist wieder recht gut), doch je eher ich ankomme, desto besser, außerdem hats hier nicht mal Handyempfang!
Mitterweile besteht der Pfad aus zwei Sorten von Untergrund, entweder es sind Nasse schmierige Steine (gut) oder nasser schmieriger Schlamm (nicht so gut) der manchmal relativ tief ist (schlecht).
Ich kämpf mich also weiter durchs Fjäll, und zwinge mich ab und an stehen zu bleiben um die Landschaft zu genießen, auch wenns regnet ist die Gegend beeindruckend!
So beginne ich mir zwar Sorgen zu machen was meine Füße zu nem Stundenlangen Dauerbad sagen, aber schlechte Laune kommt nicht auf.
Ich fasse allerdings den Entschluss heute in Fjällnas nicht zu Zelten, sondern mir nen Appartment zu nehmen, is zwar recht teuer alleine, aber anders bekomm ich mein Zeug nie trocken.
der Regen lässt nach
Dann irgendwann hört der Regen tatsächlich auf und die die Sonne lässt sich sogar mal blicken, dann geht es runter nach Fjällnas, ein schönes Örtchen ist das, und wohl sehr beliebt bei Anglern und Wohnmobilisten wie ich schnell merke. (John, das wäre was für dich und deinen Vater hier)
An dem Campingplatz wo ich hin will is keiner da, aber man solle anrufen, gesagt getan, mir wird gesagt wo ich das Geld verstecken soll und wo ich den Schlüssel zum Appartment finde.
Sowas würde es in Deutschlad nicht geben^^
Dann treff ich noch ein nettes Berliner Ehepaar welches mit dem Wohnmobil unterwegs ist, ich spiele für sie den Dolmetscher, und sie borgen mir Schuhtrocker aus DDR-Beständen hab ich noch nie gesehen sowas, is wie nen kleiner Heizstab (wird nur handwarm) den man in den Schuh steckt, scheint zu funktionieren!
Da sitz ich nun in meinem Luxusapartment mit TV und free Wifi, Blick auf den See und genieße den zeitigen Feierabend.. da is auch noch Zeit für nen lustigen Film (ich versteh kein Wort, errinnert mich aber bissi an die Jay und silent Bob Filme) und Wäsche waschen.
Sogar ne Couch!
Also dann bis zum nächsten Mal!
Bresh

Eine neue Landschaft

Tag 7, Sonnabend der 20. August
Auch im Bett im Luxusappartment gibts kein durchschlafen, naja ist auch nicht so wichtig, Hauptsache ich fühl mich erholt!
Der Trockenschrank (den ich anfangs für ne Gefrierschrank hielt^^) und die Schuhtrocker der beiden Berliner haben bewirkt das all mein Kram trocken ist, super Sache!
Herberge von auen
Heut steht eine 30 Km Etappe an, also gibts zum Frühstück 600 kcal Rührei von Trek’n Eat, ich finde man schmeckt jede Kalorie =D
so gestärkt entscheide ich auf die dritte Dusche zu verzichten und starte schon vor um acht.
Zuerst gehts am See entlang und dann an der Straße bis zu einem unscheinbaren Abzweig, über eine kleine Brücke einen Wanderpfad rauf. Das dichte Gestrüpp ist noch nass, aber es läuft sich gut.
Wenig später trifft man auf eine Schotterpiste der man bis zu einem Wanderparkplatz auf dem Sattel folgt. Nun gehts über rauf Blockfelder rauf ins Vättafjället, da ist es recht windig, kein Wunder so ausgesetzt wie die Landschaft hier ist.
Wichtiger Hinweis

Weite Sichten!
Anschließend komme ich in das Rogen Naturschutzgebiet, ich kann schon von oben sehen das mich die nächsten Tage eher Wald erwartet als Fernsichten. Nach einer kurzen Rast mache ich mich an den Abstieg, was zuerst bisschen Verblockt anfängt, wird die Pure Hölle, besonders die letzten hundert Höhenmeter zur Broktjärnskojan verlangen vollste Konzentration, in manche der Spalten hier würde ich komplett reinpassen!
Aber auch das ist bald geschafft, an der Hütte, die nicht zum STF gehört und einer Samenkote nachempfunden ist, gibts erstmal Pause, hier schmeckt sogar das Müsli =D
heutiger Rastplatz
nach einer Weile kommt ein deutsches Wanderpärchen, die alle paar Jahre in der Region hier wandern, und wir reden ein wenig.
Dann will ich weiter es sind noch 10 km bis zu Skedbrostugan, falls ichs schaffe, hab ich morgen weniger Strecke bis zur Rogenhütte, und dann endlich nen Ruhetag!
der Weg ist weiterhin sehr steinig bis verblockt, und geht schön immer auf und ab, ich verschätze mich bissi mit der Rast, und pausiere viel zu Spät, dafür gibts hier Blaubeeren!
Nach nur 10 Minuten gehts weiter, nach ca 3 Std bin ich völlig fertig an der Skedbrostugan angekommen, ich baue das Zelt auf und lege mich erstmal hin. Da beginnt es zu Regnen, perfektes Timing würd ich sagen!
inkl. Regenbogen!
Dann noch Essen kochen und viel mehr passiert hier heute nicht mehr.
Der Empfang ist hier sehr schlecht, es kann sein das erst aus Grövelsjön wieder Nachricht kommt!
Fotos bekomm ich hier auch nicht hochgeladen.
Grüße Bresh